Grim: Paranormaler Liebesroman (German Edition) by Jenny Foster

Autor:Jenny Foster [Foster, Jenny]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2020-02-17T00:00:00+00:00

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Grim

Milas Bitte, nach ihrem Vierbeiner zu schauen, habe ich nicht vergessen, aber sie braucht erst einmal eine Pause, um sich von ihrem ersten Seelentransport zu erholen. Aus diesem Grund machen wir heute keinen weiteren Abstecher in die Welt der Menschen, sondern fahren zurück in mein dunkles Reich, und zwar so schnell wie möglich. Wie so oft scheint die Shadow meine Wünsche zu kennen, denn sie reagiert mit einer geschmeidigen Beschleunigung, kaum das ich Gas gebe. Wir schaffen den Übergang in Rekordzeit. Milas Klammergriff lockert sich erst, als ich langsamer werde.

Sie steigt zuerst ab und marschiert direkt in Richtung meiner Festung, ohne die Dunkelheit und die Kälte zu beachten. Für einen Augenblick bleibe ich stehen und lausche auf das Krächzen eines Raben, der sich in unendlich weiter Ferne bemerkbar macht. Das ist Lucian, schießt es mir durch den Kopf. Er ist den letzten Weg gegangen, das weiß ich, aber solange ich die Erinnerung an ihn in mir trage, wird ein Teil von ihm weiterleben. Mila müht sich erfolglos am Eingangstor ab. Vor der Pforte sieht sie immer noch menschlich aus, klein, zart, verletzlich. Mit einem frustrierten Laut gibt sie auf und kommt zurück zu mir. Zusammen schauen wir in die ewige Nacht.

Normalerweise herrscht hier, abgesehen von den Leuchtfeuern an der Grenze, nicht nur Finsternis, sondern auch absolute Stille. Ich habe keine Ahnung, warum das so ist – möglicherweise, weil ich den Lärm der Menschen, den Gestank ihrer Städte und ihre Sucht nach Farben immer als unangenehm empfunden habe und meine Umgebung sich so gestaltet, wie es für mich am angenehmsten ist. Doch heute meine ich eine Veränderung zu fühlen, die sich wie die Stimme des Raben einer genauen Überprüfung entzieht. Kann es sein, dass die Schwärze, die mich umgibt, von helleren Schattierungen durchzogen ist? Ich sehe mich um und exakt in dem Moment, in dem ich mir versichere, dass ich mich getäuscht haben muss, blitzt am finsteren Firmament ein Stern auf. Das Leuchten inmitten der Dunkelheit ist nur für den Bruchteil eines Moments sichtbar, aber ich weiß, dass ich mich nicht getäuscht habe – ich habe das Licht eines Sterns gesehen.

Meine Welt ändert sich nicht. Sie ist so, wie ich sie haben will, nämlich ruhig und gleichförmig. Liegt es an Lucians Abwesenheit oder an Milas Anwesenheit, dass ich Gestirne am Himmel sehe, die nicht da sein können? Ich muss mich um Mila kümmern und vertage das Problem – denn das ist es – auf später.

»Deinen ersten Seelentransport hast du geschafft«, bemerke ich, als wir im Kaminzimmer sind, ich den Mantel abgestreift und die Stiefel ausgezogen habe. Es ist das Aufmunterndste, das mir einfällt.

»Ja«, antwortet sie. Mila steht mit dem Rücken zu mir, und fährt mit dem Zeigefinger über die Bücherrücken. »Der Untergang des Hauses Usher. Ist das etwa eine Originalausgabe?« Bevor ich sie daran hindern kann, hat sie das schmale Exemplar aus dem Regal gezogen und blättert hinein.

»Nein«, antworte ich. »Es ist zwar alt, aber ich horte Bücher nicht um ihrer Wertsteigerung willen. Ich lese sie. Das ist nur zufällig ein Band, der schon einige Jahre auf dem Buckel hat.

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